gelbe Scheiben

Was ist mit der FinTech Revolution?

FinTechs gelten als das nächste große Ding. Dabei wird häufig vergessen:
Nicht nicht jedes Start-up hat das Zeug zum Banken-Killer. An FinTechs kommt aktuell niemand vorbei, wer sich mit technologiegetriebenen Startup-Unternehmen beschäftigt. Neue, digitale Lösungen für mobiles Bezahlen (Mobile Payment) hier, die Automatisierung der Anlageberatung per so genanntem „Robo Advisor“ da, die Kreditvergabe mittels Peer-to-Peer und „Crowdlending“ dort.

Angeblich revolutionieren diese neuen, innovativen Geschäftsmodelle die Finanzbranche und machen klassische Banken innerhalb weniger Jahre überflüssig.

Warum dieser Hype?

Die Gründe sind vielfältig. Auf Kundenseite überzeugen sie oft mit einfacher und intuitiver Handhabung. Dies ist etwas, das den klassischen Banken bislang noch nicht einmal beim Online-Banking gelungen ist, bei Apps erst recht nicht. Außerdem sind auch die Kundenservicelösungen der FinTechs in der Regel näher am Nutzer als die der etablierten Kreditinstitute.

Auf Seiten der Investoren ist die Begeisterung für FinTechs deutlich rationaler. Sie sehen einen milliardenschweren Markt, der bislang kaum digitalisiert ist. Wer hier einen Treffer landet, der hat gute Aussichten, sein investiertes Geld vielfach zurückzubekommen.

Nicht alles ist Gold, was glänzt.

Zu den Zahlen: Auch im FinTech-Segment ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Man sollte sich deshalb die Geschäftsmodelle und die Entwicklung der einzelnen Unternehmen sehr genau ansehen, bevor man einer ganzen Branche den buchstäblichen Ritterschlag erteilt. Denn blickt man auf die Zahlen hinter dem Hype, dann macht sich schnell Ernüchterung breit: Zwar haben einige Unternehmen bereits eine ordentliche Anzahl an registrierten Nutzern – Umsatz jedoch machen sie kaum, Gewinne ebenfalls nicht.

Gelduebergabe

Geld von A nach B schicken: Fintechs könn(t)en mehr. (Bild: CC BY-SA Maik Meid)

Die Probleme und Risiken der FinTech-Szene sind vielfältig. Zum Teil mangelt es ganz banal an einem tragfähigen Geschäftsmodell – oder die Entwicklung läuft am tatsächlichen Bedarf der Zielgruppen vorbei.
Andere Startups wiederum entwickeln Services und Produkte, bei denen etablierte, konventionelle Finanzdienstleister relativ schnell und problemlos mit vergleichbaren, teils sogar besseren Angeboten nachziehen können. Damit entfällt aus Kundensicht jedoch der Grund, überhaupt einen Wechsel zu einem FinTech in Betracht zu ziehen.

Dies gilt umso mehr in einem Land wie Deutschland, in dem sich die Innovationsbegeisterung gerade in finanziellen Angelegenheiten bei vielen Menschen in Grenzen hält. Wieder andere FinTech-Startups verzeichnen zwar ein starkes Wachstum hinsichtlich der Nutzerzahlen, erreichen dies aber vor allem durch kostenlose Angebote.
Ein gutes Beispiel dafür war das Berliner Unternehmen Number26, das sich kürzlich in N26 umbenannt hat. Dessen Girokonto-App wurde bereits einige hunderttausend Mal heruntergeladen. Doch Nutzern, die zu viele Abhebungen tätigten, wurde ohne Vorwarnung gekündigt. Der Grund: Wie viele andere FinTechs hatte auch Number26 damals keine Banklizenz.

Deshalb benötigten die Berliner eine Partnerbank, die die Transaktionen abwickelte. Dafür musste das Startup jedoch Gebühren zahlen. Im Falle von Number26 waren diese bei sehr aktiven Nutzern offensichtlich so hoch, dass man sich dafür entschied, diesen zu kündigen.

Entsprechend groß war der Aufschrei im Netz, was wiederum Renommee und wohl zusätzlich Nutzer kostete. Mittlerweile hat N26 zwar eine entsprechende Banklizenz, pocht aber bei seinen Kunden nach wie vor auf die „Fair-Use-Policy“.
Das Ziel der FinTechs kann es also nur sein, über kostenlose Angebote möglichst viele Nutzer zu gewinnen und ihnen zu einem späteren Zeitpunkt andere Produkte zu verkaufen – das so genannte Freemium-Modell. Wie viele dieser Kunden sich jedoch für diese kostenpflichtigen Leistungen gewinnen lassen, ist meist völlig offen.

Nicht nur Banken-Killer

Bei aller Vorsicht ist eines aber auch klar: Die Branche der Finanzdienstleistungen unterliegt im Zuge der Digitalisierung einem rapiden Wandel. Gut und solide aufgestellte FinTech-Unternehmen mit wirklich innovativen Ideen haben durchaus die Chance, traditionellen Banken signifikante Marktanteile abzunehmen. Nur hat eben längst nicht jedes Startup, das sich mit dem modischen FinTech-Label schmückt, hat das Zeug zum „Banken-Killer“. Schon allein deshalb, da die meisten von ihnen aufgrund der fehlenden BaFin-Lizenz auf eine Zusammenarbeit mit Banken angewiesen sind.

Deshalb tut man gut daran, sich von den Werbeversprechen der neuen FinTechs nicht blenden zu lassen. Egal, ob man Kunde werden will oder vielleicht sogar in ein Fintech investieren möchte: Eine Portion Skepsis schadet bestimmt nicht. Kostenlose Angebote sind nur selten wirklich kostenlos.

Und neue Technologien, gerade in der Finanzbranche, sind speziell in Deutschland diversen Regularien unterworfen. Das mag manchmal eine schnelle Innovation verhindern – trennt aber auch sauber die sprichwörtliche Spreu vom Weizen!

Dieser Artikel erschien zuerst leicht verändert auf wiwo.de.

(Titelbild: CC-BY SA 3.0 Maik Meid)

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